15.11.2006

Die digitale Boheme –
Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

Buchcover

Den lieben langen Tag mit dem Notebook im Café hocken und seinem schönen Leben frönen – kann das Arbeit sein? Die beiden Berliner Autoren Holm Friebe und Sascha Lobo meinen ja und erkennen in diesem Milieu die neue Avantgarde der Arbeitsgesellschaft. Ihr Buch Wir nennen es Arbeit porträtiert den alternativen Lebensentwurf selbstbestimmt und vernetzt arbeitender Kreativer und Wissensarbeiter. Sie nennen sie die digitale Bohème.

Arbeit, Kunst und Leben

Immer mehr Menschen wollen nicht nur so leben, wie sie wollen, sie wollen auch so arbeiten, wie sie leben. Lehrte uns doch schon Konfuzius: Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten. Ermöglicht wird diese Lebenseinstellung, die die Lebenskünstler der früheren Bohème noch am Hungertuch hat nagen lassen, heute durch die Demokratisierung der Medien, die vor allem sozialen Entwicklungen im Internet und den Long Tail.

Hauptziel der neuen Bohèmiens ist nicht das Geldverdienen, sondern der alte Traum vom selbstbestimmten Lebensstil. Auf einen festen Arbeitsvertrag pfeifen sie dankend, stattdessen schließen sie sich in Netzwerken freier Produzenten zusammen und machen ihr Hobby zum Beruf. Denn: Arbeit soll in erster Linie den eigenen Lebensvorstellungen entsprechen.

Das Lebenselexier der Bohème, wird der Autor Gerd Stein im Buche zitiert, ist die Spontaneität, die als Bedingung jeglicher Selbstverwirklichung begriffen wird und vor allem dann zum Zuge kommt, wenn herrschende Standards außer Kraft gesetzt oder missachtet werden. Der Individualisierungstrend des 20. Jahrhunderts setzt so seinen Kurs vom Konsum- und Freizeitverhalten in die Arbeitswelt fort.

In einem Satz: Ein zukunftsgewandtes Buch, inspirierend durch die richtige und wichtige Frage, wie zu leben sei.

Bewegtbildmaterial mit den beiden Machern gibts drüben beim elektrischen Reporter. Empfehlen möchte ich auch Paul Grahams Essay How to do what you love.

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